Samstag, 31. Juli 2010

Die Ernte ist abgeschafft

Der moderne Mensch kennt keine Erntezeit und erst recht nicht die Konservierung von Erntegut. Daher ist es so gut wie unmöglich, sich dafür Zeit zu schaufeln. Wenn jedoch die Mirabelle, nur als Beispiel, innerhalb eines Tages 7 Kilo Mirabellen abwirft und keiner, außer einem idealistischen Gartenmädchen, sie erntet, bedeutet dass: die Ernte muss haltbar gemacht werden.

Es gibt für den modernen Städter auch keine Zeit zum Einwecken, einlegen, trocknen und backen. Die Erntezeit ist abgeschafft, so sieht es aus. Und damit auch die Zeit um die Ernte zu verarbeiten.

Ich bin ich eine merkwürdige Stadtgestalt, ein Wesen aus der Vergangenheit, ich bin ein erntender Freak in einer Stadt, wo im Supermarkt geerntet wird. Vorgestern verabschiedete ich mich von einem Arbeitskollegen mit den Worten, dass ich es eilig habe, da ich noch die Mirabelle weiter beernten müsse. Das Unverständnis war groß. "Du musst was?" - An die Stadtbevölkerung, die nicht glauben kann was ich in meinem Hinterhof gerade tu: "ja, ich ernte! Ich ernte täglich, und ich stehe dazu!"

Bevor es zu pathetisch wird, komme ich mal auf den Punkt: sorry, ich habe keine Zeit zum bloggen. Die Mirabelle beschert eine kiloschwere Ernte und die muss verarbeitet werden. Keine Zeit hier einen hübschen Beitrag zu schreiben. Ich wecke ein. Ich mache 100 Sorten Marmelade und Gelees, Mus, Kompott, Kuchen, Chutneys, Senf, Liköre und Essig...

Donnerstag, 29. Juli 2010

Straßenblumen


Ein Freund von mir hat diese Straßenblumen gesichtet und sofort für mich fotografiert. Ich bin mal wieder begeister davon,was sich wo unter welchen Umständen aussät.

Dienstag, 27. Juli 2010

Kräuter konservieren


Stadtgärtner verfügen oft über viele Kräuter. Nicht nur die Hinterhofgärtnerinnen wie ich, sondern gerade die, die nur einen Balkon oder eine Fensterbank haben. Da sie im Winter nicht geerntet werden und im Frühling, beim Rückschnitt, ihr Aroma verloren haben, sollten man sie im späten Sommer beernten um sich den Wintervorrat zu sichern.

Ein paar Kräuter, z.B. Basilikum, Petersilie, Koriander, Zitronenmelisse und Schnittlauch können nicht getrocknet werde. Sie würden zu geschmacklosen grünen Pappstückchen werden. Die Schaden keinem Essen, helfen aber auch Null. Am besten ist es, sie grob zu schneiden und einzufrieren. So bleiben sie lang frisch und den Winter über verfügbar. Wer, wie ich, nur ein kleines Gefrierfach hat, dass er unmöglich mit Kräutern vollstopfen kann, weil dort noch eine Tiefkühlpizza mit reduziertem Fettgehalt, selbtsgemachtes Eis, Biorinderleber und Eiswürfel für den Fall einer spontanen Cocktailparty lagern, braucht Alternativen. Zum Beispiel kann man diese Kräuter in Essig oder mildem Öl einlegen.

Andere Kräuter, etwa Salbei, Lavendel, Ysop, Thymian oder Rosmarin, vertragen es besser getrocknet zu werden. Ich binde mit ihnen kleine Sträuße und hänge sie in meiner Küche auf, bis sie getrocknet sind. Dann kann man sie abhängen und in kleinen Dosen oder Gläser dunkel lagern und im Winter noch immer mit eigenen Biokräutern würzen.

Sonntag, 25. Juli 2010

Rattenschwanzrettich


Ja, ich geb's zu, fast hätte ich es komplett vergessen: der Rattenschwanzrettich, lateinisch Raphanus sativus subsp. mougri, hat noch keinen eigenen Beitrag. Das geht nicht, wirklich nicht, er hat einen verdient.

Seit Jahren kultiviere ich ihn nun schon. Anfangs in Töpfen und inzwischen in "richtiger" Gartenerde im Hinterhof. Das Saatgut habe ich selber vermehrt und werde es dieses Jahr wieder tun. Kein Sommer ohne Rattenschwanzrettich!


Er ist Einjährig und für Balkonkästen eher ungeeignet, da er bis zu 1,20 m hoch wird. Wer ihn stützt und einen Sichtschutz will, kann ihn aber wahrscheinlich selbst im Balkonkasten großziehen. Er keimt zuverlässig, wurde noch nie krank, blüht hübsch und trägt nach der Blüte knackige Schoten: die berühmten "Rattenschwänze". Sie schmecken wie Radieschen - rettichartig eben. Am besten schmecken sie roh. Zu Blattsalat, Nudelsalat, Kartoffelsalat, auf Brot, oder gedippt zu Aioli, Mojo oder Kräuterquark.

Da ich dieses Jahr jedoch einen Ertrag habe, der von einem Mädchen allein einfach nicht zu bewältigen ist, forschte ich nach anderen Verwendungsmethoden. "Sauer einlegen" wurde mehrfach erwähnt. Ein Rezept fand ich nicht. Ich habe es daher auf eigene Faust versucht. Die Testgläser sind noch nicht geöffnet - ich werde berichten sobald ich probiert habe!

Freitag, 23. Juli 2010

Aussaat vom Wintergemüse


Wer in den Monaten zwischen Oktober und Mai Gemüse ernten will, muss im Sommer an die Aussaat denken. Wintergemüse spielt in meinem Garten eine wichtige Rolle, denn gerade Gärtner, die nur einen begrenzten Platz zur Verfügung haben, können permanent ernten, wenn sie geschickt säen. Ein paar Radies und Rettichsorten können zum Beispiel jetzt gesät werden und in ein paar Wochen, wenn es sonst nichts mehr gibt, geerntet.

Man kann auch langsam mit der Aussaat der Zichorien beginnen. Sie können in Töpfen vorgezogen werden und anschließend im Kübel oder im Beet kultiviert werden, ebenso winterharte Kopfsalate und Radicchio. Direkt in's Beet oder den Topf kommen bald, im beginnenden Herbst, Feldsalate, Spinat, Tellerkraut oder Rucola, denen der Frost nichts anhaben kann. Sie werden zum Teil im Winter, zum Teil im frühen Frühling geerntet.

Außerdem ist Setzzeit für Grünkohl. Ich habe in diesem Jahr eine rote Sorte - entgegen meinen sonstigen Angwohnheiten Hybridsaatgut - sie trägt den Namen "redbor F1". Bei der Keimung war er noch rot, jetzt sind die pikierten Pflanzen wieder grün. Ich bin gespannt, mit welcher Farbe es weitergeht. Und ich habe Schwarzkohl, auch Palmkohl genannt, vorgezogen. Er verträgt nur leichte Fröste und sollte im November spätestens geerntet werden.

Donnerstag, 22. Juli 2010

Noch ein Stadtgärtner


Neulich habe ich eine anrührende Bepflanzung in der Stadt, an der Seite eines kleines Weges gefunden. Irgendein Stadtgärtner hat dort ein paar, vermutlich an anderer Stelle aussortierte, Stiefmütterchen gepflanzt.

Der Boden an der Stelle ist sandig, staubig, sehr trocken und es herrscht fast nur Schatten - die Pflänzchen werden einiges leisten müssen um dort zu überleben. Vermutlich werden sie es nicht, aber wer weiß? Auf jeden Fall finde ich, dass so viel Idealismus und Glaube an die Wuchsleistung von Stiefmütterchen einen eigenen Beitrag verdient hat.

Mittwoch, 21. Juli 2010

Kümmelernte


Ich bin absolut begeistert wegen meines Kümmels. Die Ernte ist nur minimal, das ist nicht der Grund, sondern dass mir einfach nicht klar war, dass ich hier in der Stadt tatsächlich Kümmel anbauen kann. Die Pflanze habe ich im Frühling gekauft, eigentlich nur aus Neugier und Forscherdrang. Sie blühte hübsch und ich freute mich daran.

Dass ich später die Samen probieren musste, war klar. Und tatsächlich: es ist echter, richtiger Kümmel! Unglaublich aromatisch und intensiv duftend.

Wie der Zufall so spielt, ist sogar gerade Aussaattermin für Kümmel, denn er ist Zweijährig. Ich glaube zwei oder drei Pflanzen könnten locker meinen Kümmeljahresbedarf decken. Kümmel aus dem eigenen Garten - davon hab' ich noch nie gehört!

Dienstag, 20. Juli 2010

Konfitüre und Eis mit Johannisbeeren


Was man mit den vielen Johannisbeeren anstellen kann ist zur Zeit unter Gärtnern eine große Frage. Eine, die zum Glück leicht zu beantworten ist. Alles kann ich nicht aufzählen, das bräuchte einen eigenen Blog. Da wären zum Beispiel aromatisierter Senf, Essig, Chutneys, Sirup, unzählige Konfitüren, Gelees, Kompott - und noch vieles mehr. Ich jedoch hatte leider nur knapp ein Kilo Johannisbeeren und musste mich entscheiden. Deshalb habe ich schließlich einen Cassislikör angetzt und eine Konfitüre gemacht, mit Marzipan und Mohn. Davon habe ich aber leider kein Rezept, nur das Foto, weil ich die komplett nach Gefühl gemacht hab.

Dafür hab ich mir notiert, wie das Eis zubereitet wird:


Die Zutaten:
150 gr schwarze Johannisbeeren

150 gr rote Johannisbeeren

150 gr griechischen Joghurt (oder Sahnejoghurt mit ca. 10% Fett)

Zucker nach Geschmack


Die Johannisbeeren abzupfen und pürieren, anschließend durch ein feines Sieb passieren. Das passierte Fruchtfleisch mit dem Joghurt und Zucker (für den hab' ich keine Mengenangabe, da muss man frei Schnauze entscheiden wie süß oder sauer man das Eis haben will) vermischen und in's Gefrierfach stellen. Bis das Eis komplett gefroren ist alle 30 Minuten ordentlich umrühren. Fertig.

Donnerstag, 15. Juli 2010

Johannisbeeren


Obsttechnisch sieht es in meinem Garten generell düster aus. Klaro, ich hab die Mirabelle und meine chaotisch wuchernde Brombeere mit großem Fortpflanzungstrieb. Aber das war's. Nicht das kleinste Erdbeerpflänzchen, keine Blaubeeren oder Stachelbeeren. Zwei Johannisbeersträucher sollen Abhilfe schaffen. Der eine Strauch ist groß und kräftig gewesen, ich habe ihn im Gartencenter gekauft. Er tauchte jedoch Anfang Juni im Staudenbeet unter und ward' nicht mehr gesehen. Der andere hat sich in einem Garten, in dem er nicht gebraucht wurde, selbst ausgesät und wurde mir deshalb geschenkt. Er wirkte in jeder Hinsicht jung und flegelhaft. Dürre, lange spatelige Äste umschlackerten ihn, gekrönt von wenigen wackelnden Blättern - nicht zu vergleichen mit dem Kraftprotz vom Gartencenter.

Doch nun hatte er ein paar Monate Zeit in meinem Garten erwachsen zu werden. Die Hälfte seiner schlacksigen Äste sind gestorben, die anderen jedoch kräftig und groß geworden. Nun - siehe da! - schafft er es sogar, ein paar Johannisbeeren zu tragen. Und ich bin mal wieder das stolzeste Gartenmädchen der Stadt. Ganze 18 Beeren!

Nun ja, zu mehr als zum Stolzsein taugt die Ernte wahrlich nicht. Gut, dass ich in einem anderen Garten Johannisbeeren ernten durfte! Sogar drei verschiedene Sorten. Fragt mich bitte nicht nach Sortennamen, ich habe keine Ahnung. Sie werden von allen rote, weiße und schwarze Johannisbeeren genannt, bums aus.

Die roten Johannisbeeren sind am weitesten verbreitet, sie sind haben den typisch säuerlichen Johannisbeergeschmack. Die schwarzen kennen die meisten nur vom Cassis mit dem sie ihre Cocktails mixen, sie haben ein durchdringenden Johannisbeeraroma und weniger Säure. Die weißen kennt fast niemand, was schade ist. Diese Sorte ist mein Favorit für den rohen Verzehr: sie ist mild im Geschmack, hat ein hauchfeines Johannisbeeraroma und ist kaum sauer.

Nun sizte ich also in meiner Wohnung, es ist Sommer, ich schwitze und habe eine Menge Johannisbeeren - was liegt näher, als ein Johannisbeergranité zuzubereiten? Ich werde mal loslegen und dann später ein Rezept posten. Also Geduld, liebe Johannisbeerfans, ihr bekommt einen Bericht davon!

Montag, 12. Juli 2010

Von Zuckerschoten und Köchen


Wenn ein Gartenmädchen in der Stadt eine reicher Zuckerschotenernte hat, so braucht es dringend jemand, der würdig ist sie zuzubereiten und sie außerdem zu schätzen weiß. Für mich gab es da nur einen: den Moustachio. Er ist Blogger und Kritiker von allen Dingen, die dringend einer Kritik bedürfen. Darüberhinaus fantastischer Koch, ganz großer Esser und noch größerer Freund. Von mir, meinem Garten und natürlich leckeren Zuckerschoten.

So kam es, dass ich mich eines Abends in der Küche seiner Dachwohnung wiederfand, wo er mein Stadtgemüse mit Straußensteak und meinem Salat untermalte. Und - das war mir schon klar - wenn es einer kann, dann er. Einfach gut und schlicht.

Danach gab es noch sein selbstgemachtes Pistazieneis und die Feststellung, dass es für richtig gutes Essen nicht viel braucht. Nur eine leidenschaftliche Gärtnerin, einen leidenschaftlichen Koch und eine Stadt, in der sie sich treffen.

Montag, 5. Juli 2010

Zuckererbsen


Meine Zuckererbsen wären gerne Stangenbohnen. Zumindest wirken sie so. Ihr Klettergerüst war 1,20m hoch, eigentlich ausreichend. Jedoch nicht für meine Zuckererbsen, sie wollten hoch hinaus. Und so erreicht der oberste Trieb fast 1,85m - und das, während meine Stangenbohnen absolut spärlich sind und erst mickerige 10 cm groß wurden.


Höhentechnisch haben sie also gewonnen, meine Zuckererbsen, und sind das höchste Gewächs im Gemüsebeet. Optisch gewonnen haben sie auch. Die Blüten sind wunderbar zart, in pastelligen, hauchfeinen Farben - ich liebe diese Wickenblüten!

Der Gewinner auf ganzer Linie ist meine gelbe Zuckerschote. Sie wächst schnell und ist völlig unkompliziert. Seit ein paar Tagen trägt sie süße, knackige Schoten, während die groß angepriesene Sorte "Schweizer Riese" von Pötschke gerade mal die zwei ersten Schoten gebildet hat und bei jedem Sonnentag halb verdurstet. Ja, da war der Underdog von Dreschflegel der Sieger. Ganz ehrlich, irgendwie freut mich das.

Sonntag, 4. Juli 2010

Mehr Gemüse


Ein sehr eifriger Leser meines Blogs hat große Freude geäußert, dass ich im letzten Eintrag über Salat geschrieben habe. "Schluss mit den Postkarten- motiven von Blüten in deinem Blog" sagte er, "wir wollen mehr Gemüse!"

Ihr wollt also Gemüse? Gut, dann bekommt ihr Gemüse!

Noch nie berichtet habe ich über meinen Wirsingspitzkohl, das soll an dieser Stelle nachgeholt werden. Er war mal ein echtes Sorgenkind. Da er sich anfänglich so schrecklich viel Zeit mit dem Wachsen ließ, musste schließlich auch er in einen Topf, da schon alle Beetplätze vergeben waren. Nun wächst er neben dem Mangold und wirkt eigentlich ganz fröhlich. Kopfbildung ist noch nicht erkennbar, keine Ahnung, ob das zu dieser Jahreszeit noch normal ist. Andererseits ist nun ein Platz im Beet frei, wo zuvor die dicken Bohnen standen. Ich bin aber noch unschlüssig, ob ich Kohl in dem Alter noch umpflanzen sollte und könnte.

Als zweites Gemüse gibt's den Mangold bright lights. Ich hab ihn irgendwann im Frühjahr vorgezogen und vor einigen Wochen in Töpfe gepflanzt, weil es beim besten Willen kein Platz für ihn gab. Er wächst dort absolut problemlos und kommt selbst mit der Trockenheit im Kübel klar, wenn ich mal wieder ein paar Tage lang nicht gieße.

Noch eine erfreuliche Entdeckung der letzten Woche: die Zucchini und Kürbis tragen Blüten. Sie wachsen bei mir wegen ihres enormen Platzbedarfs ebenfalls in Kübeln und verhalten sich dort ganz trotzig so, als hättem sie einen äußerst geringen Platzbedarf, obwohl sie in 35 l Erde wurzeln dürfen.

Das seltene Gemüse "Rattenschwanzrettich" blüht auch und wird in kürzester Zeit auch Berge an Schoten tragen. Mehr zu dieser Rarität später.

Die Chilis habe ich auch in Töpfe gesetzt, sie stehen an dem heißesten und sonnigsten Platz auf einer Mauer in meinem Garten. Wie jedes Jahr glänzen sie im Juli durch geringen Wasserbedarf und absolute Hitzeresistenz. Dafür sind sie auffällig klein. Die Ernte wird zeigen, wie sich das auswirkt, Knospenansätze tragen sie inzwischen dafür alle.

Freitag, 2. Juli 2010

Blütensommer



Im letzten Jahr war der Garten ein absolute Hinterhofbrache. Ich erinnere mich, dass ich jeden städtischen Grünstreifen, auf dem wild Löwenzahn oder Klee wucherte, um seine Blüten beneidete. Denn um die war es bei mir schlecht bestellt. In diesem Jahr ist alles anders. Es blüht und blüht, kaum verblüht die eine Blume öffnet die andere ihre Knospen. Der Garten ist voll von Schmetterlingen, Bienen und Hummeln und ich kann Blumensträusse pflücken so viele ich will.


Follower