Samstag, 2. Oktober 2010

schnelles Leben und langsames Gärtnern



...und plötzlich ist es Herbst. Ich hätte es vielleicht nicht gemerkt, wäre nicht, als ich nachts auf dem Weg nachhause war, eine Kastanie auf meine Schulter gefallen. "Was ist das?" dachte ich mir, "eine Kastanie, mitten im Sommer?"
Da schaute ich den gelbbelaubten Kastanienbaum über mir an. Und das Laub auf den Straßen, auf den Fahrradwegen und Bürgersteigen. Mir fiel auf, dass es kalt war. In diesem Moment wurde mir auch klar, dass der September vorbei war. Und dann war da noch ein komisches Gefühl, als hätte ich etwas vergessen. Da war doch etwas... mein Garten!

Herrje, wann hatte ich das letzte Mal aus dem Fenster gesehen?
Am nächsten Morgen trat ich beklommen an das Fenster und blickte hinab in den Hinterhof. Ein verwuchertes Stück Natur bot sich mir in herbstlicher Tracht dar. Die Kapuzinerkresse hat sich mit den Brennesseln das neu angelegte Staudenbeet geteilt, der überlange Rasen zermatschte im Regen und alles was in Töpfen wuchs hängt, halb ertrunken, blässlich dar. Der Grünkohl wurde fast einen halben Meter hoch, ebenso der Palmkohl. Die Kürbispflanze, die nie Früchte trug, gab ermattet auf und liegt im Sterben.

Wie hatte ich den Garten wochenlang sich selbst überlassen können?
Ich rannte das Treppenhaus hinunter und stellte im Garten fest, dass das Chaos von nahem betrachtet seinen Reiz hatte. Gut, das neue Staudenbeet ist verloren. Die Brennesseln waren auch stärker als meine Kupferfelsenbirne. Und überhaupt sind Brenneseln, Akelei und Kapuzinerkresse die Herrscher des Gartens, wenn man vom
Ampfer absieht, denn der war schon immer überall.

Dann fiel mir ein, dass es mir ja um slow gardening geht, nicht um einen perfekt gepflegten Garten. Im September hatte ich keine Zeit, deshalb sieht er so... natürlich... aus. Das darf er. Ob ich das Pflanzenwirrwarr noch im Herbst entwirre - keine Ahnung. Die Zeit ist knapp.

Ja, das ist die Situation. Ich habe noch nicht einmal Zeit für mein Lieblingsstück Erde. Ich nehme sie nicht. Ich gärtnere langsam aber lebe schnell. Das ist eindeutig doof, deshalb werde ich heute einfach nichts tun außer tellerweise Gemüsesuppe in mich hineinzuschaufeln und in den verregneten Matschgarten zu gehen. So stressig, dass ich einen Monat meinen Garten vergesse, muss mein Leben doch wirklich nicht sein.

4 Kommentare:

  1. *lol* - den Ausdruck "slow Gardining" muss ich mir unbedingt mal merken.
    Lieben Gruß
    Elke

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  2. Wenn das Gartenmädchen keine Zeit für ihren Garten hat, dann hat sie auch keine Zeit für sich! Das ist schade. Ich hoffe mit dem Ende des Sommers bzw. des Jahres geht auch bald ein Ende des Stress mit ein.
    Aller liebste Grüße und gute Besserung von deinem Moustachio!

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  3. Mach dir nix draus - bei mir sieht's ähnlich aus. Im September hatte ich wirklich fast keine Zeit zur Verfügung. Es wurde nur das Nötigste erledigt. Dem Garten hat's nichts ausgemacht, er lebt ja weiter. Vielleicht war er froh, dass mal niemand eingegriffen hat!

    Lieben Gruss, Brigitte

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  4. Auch bei mir siehts derzeit so aus. Wenig Zeit für den Garten wegen Mehrzeit-Job,zusätzliche Nebenselbständigkeit und zahlreichen Seminar-/Kursleitungen. Aber diese neuen Aufgaben machen mir Spaß. So jongliere ich mich durch freien Stunden .... frau will ja auch mal NIX machen.
    Alles wird gut!
    VLG Gudi

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