Dienstag, 13. April 2010
Vermieter und Stadtgärten
Ein Stadtgarten ist ein Stadtgarten. Er ist irgendwo in einer Stadt bei einem mehrstöckigen Wohnhaus in dem es unzählige Mietwohnungen gibt, Treppen und Fahrstühle, wo ganz viele Leute wohnen und - es gibt einen Vermieter. Und dem Vermieter gehört das alles: die Wohnungen, das Treppenhaus - und auch der Hinterhof, in dem der kleine Chaos-Ökogarten liegt.
Wenn nun der Vermieter plötzlich im April entscheidet, dass die 20 Meter hohen Tannen im Garten gefällt werden müssen, hilft kein Betteln und Flehen. Es ist in solchen Momenten irrelevant, ob die Muscari morgen aufblühen werden, der Zierlauch nurnoch ein paar Wochen braucht oder die Wildtulpen schon riesige Knospen haben. Es ist egal, dass ein Einhörnchen in der Tanne wohnt und es interessiert nicht, wie viele Vögel in ihren, von Efeu berankten, Stämmen nisten.
Also kommen 6 schwitzende Handwerker die glauben, die ganze Welt sei eine Baustelle, und machen auch den kleinen Garten zu einer Baustelle, auf der sie zweimal zwanzig Meter Tanne zerschneiden. Ein paar Tage später sind die Gemüsebeete zertreten, der frisch auf den Beten verteilte Kompost zentimeterdick mit Sägespänen bedeckt und die Tulpen, Narzissen, Muscari und sämtliche Lauchsorten verschwunden. Zurück bleibt eine betonharte, kaputte braune Fläche, die früher einmal Rasen oder Beet war, und eine schrecklich unglückliche Stadtgärtnerin.
Genauso trug es sich nun hier in meinem Garten zu und es bleibt nichts, außer ein paar Tulpenknospen von zertretenen, zermatschten Pflanzen. Der Vermieter hat auf mein Drängen und meine Proteste hin angeboten die Unkosten zu tragen. Aber was bringt das? Soll ich ein paar Banknoten in den Garten legen? Gärtner würden, wenn sie wählen könnten, immer lieber Tulpen und Muscari, als ein paar schnöde Euro wählen. Wie kann man das nicht wissen? Geld ist nicht schön, es macht nicht glücklich, es nährt keine Vögel und Käfer, es duftet nicht nach Frühling, es kann einfach nichts, aber auch gar nichts, was der kleine Garten mal konnte!
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