Donnerstag, 25. März 2010

Ein Stadtgartenmorgen




Es gibt diese magischen Tage, an denen ich früh von der Sonne geweckt werde, mir schlafwandlerisch einen Kaffee mache, irgendeine Jacke über das Nachthemd ziehe und weiß, dass es jetzt nur einen Ort gibt, an dem ich sein will: meinen Garten! Ich verlasse die Wohnung fluchtartig - ich kann den Tag auch ohne Frühstück und Make-up verbringen - und begebe mich in eine Parallelwelt. Eine Welt ganz jenseits der gewohnten Stadt und des Alltags. Diese Welt ist voller Wunder, und ich staune wie ein Kind.

Ein Winterling hat es nun tatsächlich geschafft zu blühen, obwohl ich sicher war, er würde nie kommen. Noch fand ich einen Winterling so schön wie diesen einen, der tapfer den schlechten Bedingungen seines Pflanzortes trotzt!

Die Salate haben ihre ersten Nächte unter (fast) freiem Himmel wunderbar überstanden.

Die Saubohnen sind schon so weit! Sie sind nun seit ca. 3 Wochen draußen, (ich hatte sie in der Wohnung vorgezogen), und es bekommt ihnen blendend! Und der Krokus hört nicht auf zu blühen!

Überall krabbelt es, der Garten ist viel wacher als ich selber, es summt, die Marienkäfer sitzen auf den austreibenden Stauden und die Schmetterlinge sonnen sich mit weit ausgebreiteten Flügeln. Überall schauen die Tulpen, Narzissen und der Zierlauch aus der Erde und flüstern mir zu, dass der Garten bald ein riesiges Blütenmeer sein wird.


Aus dem Nachbarhinterhof grüßt mich jemand schmunzelnd, während er den Müll rausbringt. Meine Nachbarn kennen das Bild: ein verschlafenes Mädchen, mit riesigem Strickmantel und Kaffee in der Hand, sitzt morgens in ihrem kleinen Garten und schaut dabei ganz glücklich. In meinem Stadteil geht es in dieser Hinsicht sowieso recht entspannt zu. Ein paar Häuser weiter versucht sich jemand mit sehr, sehr lauten Technoklängen zu wecken, auch daran stört sich keiner. Und entfernt hört man den Lärm des morgendlichen Straßenverkehrs und Sirenengeheul. Ach, es könnte kein großartigeres Aufeinandertreffen von Stadtkultur und Gartenidylle geben! An solchen Morgen ist die Welt eine andere. Und man selber auch. Und beides ist gut wie es ist.

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