Diesen Eintrag möchte ich einem Thema widmen, dass mir besonders am Herzen liegt. Dem "slow gardening". Es ist ein Ableger des "slow movements", dass durch die "slow food" Bewegung aus Italien seine Anfänge fand. Zentral ist dabei, der oftmals sinnlosen Diktatur von Stress und Hektik etwas entgegenzusetzen oder sie zu hinterfragen.

Der Gedanke, gerade das Gärtnern der Hektik zu entziehen, finde ich großartig. Überall häufen sich in den letzten Jahren die Gartenbücher "für Ungeduldige". Ständig werden Bücher oder Gartenprodukte damit beworben, dass der Garten durch sie schnell grün wird, der Baum schnell groß, das Gemüse schnell dick oder reif und die Blume blüht schnell. Das Unkraut ist schnell ausgerottet und die Pflanze schnell eingetopft.
Moment mal!
Ich gärtnere, weil es mich froh macht - ich will gar nicht, dass alles "schnell erledigt" ist. Der Salat muss nicht in drei Wochen erntereif sein, die Stauden nicht innerhalb eines Jahres riesengroß und blütenschwer sein. Das Unkraut zwischen den Platten auf der Terasse muss nicht schnell enfernt sein - ich will, im Gegenteil, ganz viel Zeit im Garten sein und ganz lang zuschauen, wie alles wächst.
Ich glaube es gibt eine Weisheit im Zen, die besagt, dass das Gras nicht schneller wächst, wenn man daran zieht. Genauso ist es. Der Garten braucht einfach seine Zeit zum Wachsen und Werden, und ich brauche meine Zeit im Garten. Es geht um Zeit, vorhandene Zeit, nicht um einen Zeitraffer. Kein Mensch möchte permanent nur im Liegestuhl hängen und den Garten anschauen. Die Arbeit muss nicht schnell getan sein. Garten
arbeit ist keine Arbeit, deshalb sage ich auch lieber "gärtnern."

Mein Garten, das Grün in der Stadt und das Gärtnern an sich, gibt es nicht in einer "perfekten", "vollendeten" Version und in einer "ungenügenden" Version. Was wächst, wächst in eben der Zeit, die es braucht. Und ich erfreue mich daran. Ich helfe hier und da nach, kultiviere eben, was die Natur anbietet.
Und es ist toll. Ich liebe es Giersch aus dem Gemüsebeet zu graben, die Beete zu mulchen, verblüte Tulpen abzuschneiden. Ich liebe es so, dass es ganz, ganz lang dauern darf. Ich mache es nicht, weil ich die Illusion habe, dass dieser merkwürdige Biostadtgarten je aussehen wird, wie aus einem Hochglanzmagazin. Sondern weil es so glücklich macht. Und zwar jeder einzelne Spatenstich.