Samstag, 29. Januar 2011

Aussaat der Chilis


Chilis sind der alljährliche Auftakt zur Anzuchtsaison von Februar bis Mai. Sie keimen sehr unregelmäßig und langsam. Und überhaupt nur dann, wenn ihnen Temperatur und Luftfeuchtigkeit gefällt. Das erfordert vom Gärtner ein wenig Durchhaltevermögen. Wer das nicht aufbringen kann: egal! Denn selbst erfahrene, aber ungeduldige Gärtner, säen alljährlich mehrfach ihre Chilis nach, weil sie denken, das Saatgut habe seine Keimkraft verloren. Natürlich ist die Überraschung groß, wenn Ende Mai die vierfache Sorte Chilipflanzen vorgezogen ist! Wirklich, ihr glaubt nicht, wie oft ich das schon gemacht habe...

Daher: keine Sorgen, wenn sich 14 Tage in der Anzuchtschale kaum etwas tut. Manche Samen keimen nach drei Tagen, manche nach drei Wochen. So sind sie einfach. Wenn man das weiß, dann kann man damit sorglos umgehen.

Wichtig ist außerdem, wie bei jeder Aussaat, dass die Erde permanent leicht feucht (nicht nass!) ist. Ich decke den Aussaatbehälter immer mit Frischhaltefolie aus der Küche ab, damit die Feuchtigkeit nicht verdunsten kann. Sobald die Chilis keimen, nehme ich sie wieder ab, dann bildet sich kein Schimmel.

Die Temperatur ist auch ein entscheidender Faktor bei der Keimung. Chilis sind wahre Frostbeulen: bei 15°C keimen die meisten noch nicht einmal, ab 20°C ist es schon besser. Richtig keimfreudig werden sie jedoch erst bei 25 °C. Daher stelle ich die Aussaatschale zur Keimung auf die Heizung. Sobald diese geschafft ist, dürfen sie bei Zimmertemperatur (ca. 18-22 °C) groß werden.

Was man außerdem nie nach dem Umgang mit Chilis und ihrem Saatgut vergessen sollte: Hände waschen! Wer sich, nachdem er Chilisamen in der Hand hatte, die Augen reibt, wird nie vergessen, wie sie brennen und brennen und brennen...

Donnerstag, 27. Januar 2011

Erde kaufen


Ich hatte früher nur einen Balkon und zuvor eine Dachterasse zum Gärtnern. Deshalb weiß ich aus eigener Erfahrung, dass wichtige Themen, wie der Kauf von Erde, kaum Beachtung finden . Das ist schade für alle, die ausschließlich in Töpfen und Kübeln gärtnern und ihre Erde kaufen müssen.

Eine der Schwierigkeiten dabei ist, den Ansprüchen biologischem Gärtnerns gerechte Erde zu finden. Torffreie Blumen- und Gemüseerde ist inzwischen zwar fast überall erhältlich - torffreie Aussaaterde dagegen eine echte Seltenheit. Nachdem ich mal im März die ganze Stadt danach abgegeklappert habe und ein Baumarktmitarbeiter mir am Ende ernsthaft erklären wollte, dass es generell keine torffreie Blumenerde gäbe, hatte ich die Schnauze voll und bemühte Google. Ich wurde rasch fündig: die Firma Neudorff hat eine torffreie Anzuchterde mit dem Namen NeudoHum auf den Markt gebracht - ich habe sehr gute Erfahrungen mit ihr gemacht.

Aber wie kommt die Erde nahhause? Glücklich sind Balkongärtner, die ein Auto und einen Baumarkt oder Gartencenter in der Nähe haben. Ich habe keins von beiden. Deshalb können mich die Menschen hin und wieder sehen, wie ich schwitzend, mit verdreckten Klamotten und vor Anstrengung rotem Gesicht, 2 Säcke mit 40 l Erde durch die Stadt schleife und in den Bus nachhause hiefe. Das ist anstrengend, aber machbar. Nur was ist mit Menschen, die, etwa aus gesundheitlichen Gründen, nicht mehr in der Lage sind zu solchen Kraftakten? Oder die sicht schlichtweg solche Auftritte ersparen wollen? Und was ist, wenn die gewünschte Erde in der Umgebung nicht verfügbar ist? Inzwischen gibt es zum Glück viele Onlineshops, bei denen man Erde bestellen kann. Das geht fix und sie wird bequem nachhause geschickt.

Ein Beispiel ist die Pflanzotheke, die sich bei mir durch wirklich schnellen und günstigen Versand bewährt hat. Ein weiterer Onlineshop ist auch noch Gartenversand-Omega.

Ratsam ist es außerdem, Blumenerde auf dem Balkon mit anderen Substraten zu vermischen. Damit gemeint ist zum Beispiel Perlite oder Seramis. Das hat einen doppelten Effekt: die Erde im Blumentopf kann besser Feuchtigkeit speichern und die Blumentöpfe sind nicht so schwer. Seramis bzw. Blähton gibt es fast in jedem Drogerie- oder Supermarkt, da Zimmerpflanzen, die in Hydrokultur wachsen, darin eingepflanzt werden. Perlite gibt es in Baumärkten, aber auch in diversen Onlineshops.

Dienstag, 25. Januar 2011

10 Monate Superschmelz


Es ist kalt in meinem Garten, der Abend beginnt früh, die dunklen Stunden dehnen sich. Ich kann mir in diesen Tagen kaum vorstellen, dass ich mal in einem Sommerkleid in meinem Garten sitzen konnte, dass ich den Schatten suchte, weil es so heiß war. Aber ich weiß, dass die ersten Frühlingsblüten unter der Erde warten.

Aber es warten nicht nur die Schneeglöckchen auf mich, sondern auch eine ganze Menge Gemüse aus meinem Garten. Es ist eingekocht und schmeckt noch immer, wie am Tag der Ernte: nach Sommer. Eine dieser Suppen habe ich aus der gigantischen Kohlrabieernte zubereitet. Weil es Winter ist und ich meine unter dem Gartenentzug leidende Seele streicheln muss, habe ich sie heute gegessen. Als ich sie aß, war der Garten gegenwärtig - und mit ihm all seine Düfte, seine Geräusche und Farben...

Lassen wir also noch einmal Revue passieren, wie die Grundlage der Suppe heranwuchs: im Frühjahr habe ich sie in meiner Wohnung gesät und vorgezogen, bis das Wetter es zulies, die Pflanzen in die Freiheit des Gartens zu entlassen.

Die Kohlrabi "Superschmelz" war der Gigant in meinem Garten. Über 2 Kg brachte sie, nach zunächst sehr blattlastigem Wachstum, im Oktober auf die Waage. Und sie machte ihrem Namen alle Ehre: trotz des beträchtlichen Gewichtes waren alle 3 Knollen zart und überhaupt nicht holzig.

Der einzige Nachteil war, dass die Kohlrabi am Ende unglaublich viel Platz im Gemüsebeet beanspruchte.

Zwei der Knollen legten sich, wegen des großen Gewichts, irgendwann auf die Seite in mein Beet. Geschadet hat es ihnen nicht.

Also -plopp - das Glas geöffnet, einen Schuss Sahne in die Suppe, eine Chorizo aus dem Kühlschrank gekramt, fertig ist die perfekte Mahlzeit für kalte Winterabende. Eine Kerze anzünden, ein Glas Wein - und der Winter kann einem nichts mehr anhaben!

Sonntag, 23. Januar 2011

Es beginnt!


Klar, es ist erst Januar. Wer jetzt schon von Frühling spricht, erntet verdrossene Kommentare von den Winterwartern, jener geheimnisvollen Sorte Mensch, die geduldig das Ende des März abwarten und vorher darauf beharren, dass Winter und nicht Frühling sei.

Aber, mal ehrlich, meinen Zwiebelblühern im Garten scheint das egal zu sein, denn sie beginnen neugierig aus der Erde zu schauen. Und das sorgt bei mir sofort für Frühlingsgefühle - gärtnerischer Natur, natürlich. Also werde ich nun beginnen, mein Saatgut durchschauen, und meinen persönlichen Aussaatkalender vorbereiten. Und die Aussaat beginnen. Und überhaupt - die dicken Bohnen können bald gesetzt werden!


Ab jetzt geht es los und wird aufregend, ich werde jeden Tag in den Garten rennen und nachsehen, ob irgendein Gewächs vielleicht schon einen Millimeter weiter aus dem komischen, matschigen Winterrasen guckt. Bis irgendwann etwas blüht!

Freitag, 21. Januar 2011

Schatzsuche


Man soll über die Dinge Lachen, die einem Tränen in die Augen treiben. Nach diesem Motto möchte ich heute über die tagtägliche Schatzsuche durch meinen Garten berichten.

Schätze und Kuriositäten gibt es dort immer reichlich, da er ja mitten in der Stadt liegt und viele Menschen Zutritt zu ihm haben. Wer keinen Zutritt hat, der hat wenigstens die Möglichkeiten die Fenster seiner Wohnung zu öffnen und Schätze in meinen Garten zu werfen. Am beliebtesten sind Lebensmittel, dicht gefolgt von Glasgegenständen jeder Art, sowie Plastiktüten, gerne auch bestückt mit ein bisschen Müll.

Dadurch kann ich alle paar Tage etwas neues im Garten entdecken und entsorgen. Heute waren es folgende Schätze:

Zwei leere Flaschen Karottensaft (eine in meinem Staudenbeet, die andere auf der Rasenfläche.) Beide wieder schön zugeschraubt - denn Ordnung muss sein!

Drei halbierte Kartoffeln, ich weiß nicht, ob sie roh oder gegart sind.

Eine halbe Clementine, schon ein wenig von der Witterung mitgenommen.

Ein großer Knochen, von welchem Tier und welcher Mahlzeit weiß ich nicht.

Der Klassiker: eine Bierflasche. Zerteilt in unendlich viele Scherben, direkt neben der Regentonne. Die Scherben von Bierflaschen aufzulesen ist eine sehr häufige Tätigkeit von mir.

Damit waren die Schatzsuche für den Tag beendet. Traurig war ich trotzdem nicht, denn ich weiß ja, dass die Nachbarn bestimmt noch viele Überraschungen bereit halten!

Mittwoch, 19. Januar 2011

Please don't try this at home!


Keine Ahnung wo ich gelesen habe, man könnte Rattenschwanzrettich einlegen. Aber ich habe es gelesen, wirklich. Und weil ich so eine große Ernte hatte, habe ich ihn eingelegt, damit ich alles restlos verbrauche. Nicht nur ich, sondern auch ein Freund von mir. Und wo die Tage so kurz sind und die Abende so lang, braucht man immer was aus dem Garten. Also schnell das Gläschen geöffnet. Und?

Bäh! Ein wenig erinnerte es mich an meinen längst vergangenen Versuch Radieschen einzuwecken: es ist unmöglich. Der Rattenschwanzrettich büßt seinen Geschmack so völlig ein, dass es mir vorkam, als würde ich das Essigwasser von einer unidentifizierbaren Schote lutschen. Die Konsistenz des Rettichs ist auch nicht zum Einlegen geeignet, entweder er bleibt knackig und wird im Glas sofort zäh, oder er ist völlig zerkocht.

Vielleicht wäre Einfrieren besser gewesen? Oder einfach der Frischverzehr, die Zubereitung mit anderem Gemüse im Wok - es gäbe so viele Möglichkeiten.

Ich hatte einfach nich damit gerechnet, dass die Schärfe und jeder Hauch Aroma so komplett verschwinden. Nun bin ich eines besseren belehrt. Was soll's, Versuch macht kluch. Und ich kann allen sagen: Rattenschwanzrettich einzulegen ist auf jeden Fall eine ganz blöde Idee! Also: please don't try this at home!

Montag, 17. Januar 2011

"Gemüse selbst anbauen" von Jo Whittingham


Dieses Buch mag ich. Weil es sich kaum um spießbürgerliche Gartenidylle schert, sondern unbekümmert und kreativ beeindruckende Lösungen für den Gemüsegärtner vorstellt. Die Recycling-Pflanzglocken aus alten PET Flaschen sind dafür ein schönes Beispiel.

Merkwürdigerweise hat das Buch den deutschen Titel "Gemüse selbst anbauen" erhalten, was denkbar schlecht übersetzt ist, da der Titel im Original "Vegetables in a small garden" heißt. Darum geht es in dem Buch nämlich eigentlich auch: kleine Gärten und Gartenecken, Höfe und Blumentöpfe mit Gemüse. Sicherlich wegen des begrenzten Raumes nicht in Masse, dafür aber mit der enstprechenden Klasse.

Obwohl es leider kein Buch über ökologisches Gärtnern ist (was man als Gartenneuling immer im Hinterkopf behalten sollte, bevor man z.B. Düngeempfehlungen befolgt) wird das Thema Bewässerung und Nutzung von geeignetem Haushaltsabwasser für den Garten oder Balkon thematisiert.

Einzelnde Gemüsesorten werden vorgestellt und deren Bedürfnisse erklärt. Da wird ein erfahrener Gärtner bestimmt nichts mehr lernen können, aber dennoch vergnüglich blättern, allein wegen der guten Fotos. Inspirierend ist auch die Idee für einen vertikalen Garten, bei dem Kübel mit Gemüse an einem Drahtgitter an der Hauswand befestigt werden.

Fazit: ganz sicher handelt es sich hier nicht um ein Standartwerk. Auch nicht um Literatur, die jeder Gärtner besitzen sollte. Aber ganz sich handelt es sich um ein mitreissendes, originelles Werk für Anfänger und Kreative-Lösungen-Sucher. Wem das Buch mal in die Hände fällt: unbedingt kaufen!

Freitag, 14. Januar 2011

Sah ein Knab' ein Steckling Röslein steh'n


Es sah einst ein Knab' ein altes Gebäude, an dem eine wunderschöne Rose rankte. Leider wurde die Existenz dieser wundervolle Rose durch Bauarbeiten bedroht und so pflückte er unter Einsatz unversehrter Hautpartien an der Hand ein paar Zweige der Rose und brachte sie mir, mit der Idee, ich könne daraus doch bestimmt Stecklinge ziehen.

Er infomierte mich sogar per Link, dank google, über verschiedene Möglichkeiten Rosenstecklinge zu ziehen. Eine komplizierte Welt bot sich mir dar, voll von äußerst speziellen Boden- und Wettervoraussetzungen, Pflanzglocken aus Glas und dem perfekten Zeitpunkt im Jahr. Das stimmte bei mir natürlich alles hinten und vorne nicht, in meinem Chaosgarten ist alles anders, ich konnte außerdem auch nicht auf den richtigen Zeitpunkt warten und eine Pflanzglocke aus Glas habe ich nicht.

Was also tun? Ich habe schon meine Duftgeranie per Steckling vermehrt und ausgegeizte Tomatentriebe wieder eingepflanzt - aber so eine Rose ist doch irgendwie weitaus respekteinflößender. Da der Herbst in Kürze Einzug halten würde brachte ich es auch nicht über mich, die kleinen, wurzellosen Zweige dem Garten zu übergeben. Sie kamen in ein Glas mit Wasser und ich überlegte, was ich tun könne.

Während ich überlegte verstrichen viele Tage, die Rosenzweige verwelkten in der Vase. Bis auf einen Zweig, der noch völlig frisch wirkte. Ich beschloss, dass dies ein Zeichen wäre: er war der Auserwählte. Ich schnitt ihn behutsam zurecht, füllte einen Topf mit Erde, stellte ihn in einen Übertopf und goss ihn so gründlich, dass die Erde richtig feucht war. In dieses nasse Erdbett steckte ich nun den Fuß des Zweiges und wartete und wartete. Hin und wieder goss ich die Erde, so dass sie immer richtig feucht war und nicht austrocknen konnte.

Und plötzlich - siehe da - reckte sich die kleine Rose und streckte neue, frische, saftig grüne Triebspitzen aus. Was für ein Ereignis. Ich habe eine Rose per Steckling vermehrt! Ich bin so erstaunt darüber, ich könnte es der ganzen Welt verkünden. Ich, die bei der Vermehrung durch Stecklinge bei Rosmarin, Olive und Zitrone stets scheiterte, habe eine Rose per Steckling vermehrt!

Donnerstag, 13. Januar 2011

Mehr als ein Gartenbuch: "Alys im Gartenland"


Würde ich nicht ohnehin schon jedes verfügbare Stückchen Erde begärtnern, hätte sie mich dazu gebracht. Denn ansteckender und unkomplizierter schreibt keiner über das Gärtnern. Alys Fowler, wie ich bekennende Anhängerin des "slow movements" und Gallionsfigur des slow gardening, weiß worauf es beim Gärtnern ankommt: auf das Gärtnern.

Das hört sich trivial an, ist es aber nicht. Denn der Spaß tritt bei vielen Gärtnern in den Hintergrund, angesichts der drohenden Schneckenplage, dem schiefen Blick des Nachbarn auf die Girsch-Invasion und dem ständigen Kampf um einen perfekten, englischen Rasen. Und dann kommt Alys.

Sie gibt unbekümmert Tips welche Pflanzen "von einem Büschel Unkraut" ablenken, erzählt von dem Wurmkompst in ihrer Küche und von kleinen, chaotischen Stadtgärten, die sie kennen und lieben gelernt hat.

Obwohl Alys durchaus eine Gärtnerin von Rang ist, mit beachtlicher Ausbildung in berühmten Gärten, finden diese hier keine Erwähnung. Viel inspirierender und prägender waren für sie die kleinen urban gardens in New York, die bepflanzten Eckchen in den Städten, die Gemeinschaftsgärten auf Stadtbrachen und die Kreativität, die Menschen bei der Bewirtschaftung dieser Klein- und Kleinstgärten an den Tag legten.

Alys macht damit Mut. Mut, einfach mit dem Gärtnern anzufangen. Egal wo, egal wann, egal mit welchem Ergebnis. Sie schreibt es sei besser, erst einmal ganz ungezwungen ein Eckchen im Hinterhof anzulegen, als alles auf einmal umgraben und gestalten zu wollen.

Sie erklärt sachlich und simpel die gröbsten Zusammenhänge von Erde, Anzucht und Pflanzenkauf - jedoch immer mit Rücksicht darauf, dass Gärtnern niemals eine Kostenfrage sein sollte.

Wer einen Balkon oder eine größere, gepflastere Fläche begrünen will, dem stand, angesichts der Preise für Töpfe und Kübel, vielleicht ja auch schon der Angstschweiß auf der Stirn. Damit macht Alys einfach Schluss: ein Gärtner braucht dieses ganze Equipment nicht! Salat lässt sich in alten Holzkisten ziehen und ein Kompost lässt sich mit den Brettern einer alten Palette zimmern. Es geht nicht darum, dass sie alle Menschen dazu aufrufen möchte, Müllcontainer zu durchforsten, bestimmt nicht. Sondern es geht darum klar zu machen, dass jeder gärtnern kann, unabhängig von äußeren Umständen oder seiner finanziellen Situation.

Vielleicht, - wirklich nur vielleicht! - erscheint so manchem besser betuchter Menschen, das Eine oder Andere, was Alys schreibt, fremd. Das ist auch nicht verwunderlich. Denn wer einen "richtigen" Garten und die finanziellen Mittel hat, sich alles Nötige zu kaufen, rümpft vielleicht die Nase über den verschmitzten Hauch Anarchie, der durch die Seiten dieses Buches weht. Das ist das Risiko, das Alys mit ihrem konsequenten Blick auf junges urban gardening eingeht.

Aber man kann sich auch einfach anstecken lassen von den Grundgedanken dieses Buches. Und dann ist es - auch wenn ich mich hierbei vielleicht weit aus dem Fenster lehne - weitaus mehr, als ein bloßes Gartenbuch. Es geht nämlich nicht nur um die Vermehrung von Zimmerpflanzen oder günstigen Einkauf im Gartencenter: sondern darum, dass jeder tun sollte, was er möchte. Weil er es kann. Und es immer einen Weg gibt.

Dienstag, 11. Januar 2011

Welches Gemüse kann in Töpfen gezogen werden?


Gerade in Städten haben viele Gärtner keinen ebenerdigen Garten, sondern der Garten befindet sich auf einer Fensterbank, dem Balkon oder der Dachterasse. Wer unter diesen Bedingungen Gemüse anbauen möchte, und noch nicht viel Erfahrung hat, steht ständig vor dem Problem, nicht genau zu wissen, was im Topf angebaut werden kann und was nicht.

Da ich ja am Anfang meiner Gartenleidenschaft auf einer Dachterasse gärtnerte, habe ich heute mal eine Liste zusammengestellt. Ich weiß ja, dass gerade alle Gärtner dabei sind ihren Anbau für die kommende Saison zu planen und das Saatgut zu bestellen.

In Balkonkästen wachsen:
  • sämtliche einjährige Kräuter
  • sämtliche mehrjährige Kräuter
  • sämtliche Salate
  • Cocktailtomaten (besonders hängende/rankende Sorten)
  • Buschbohnen
  • Radieschen
  • Möhren (allerdings nur die runden Sorten)
  • Chili
  • Rucola
  • sämtliche Getreidesorten
  • Erdbeeren
  • Knoblauch
  • kleinwüchsige Kohlrabi (keine Riesensorten wir "Superschmelz" usw.)
  • Gemüse welches speziell für kleine Gärten bzw. Balkone gezüchtet wurde

Wer genug Platz für richtig große Kübel hat, bieten sich zahlreiche Möglichkeiten. Denn unter diesen Umständen lässt sich fast jedes Gemüse Kultivieren.

In großen Kübeln wachsen:
  • Zucchini (brauchen viel Platz zum Ranken, min. 0,6o qm)
  • Kürbis (ebenso)
  • Kartoffeln
  • Stangenbohnen
  • Buschbohnen
  • Gurke
  • Physalis
  • Chili
  • Paprika
  • Grünkohl
  • Aubergine
  • Mangold
  • Spinat
  • Rucola
  • sämtliche Getreidesorten
  • sämtliche Salate
  • Möhren
  • Radieschen
  • Erdbeeren
  • Kohlrabi
  • dicke Bohnen
  • sämtliche Kräuter
  • Süßkartoffeln
  • Erbsen /Zuckerschoten
  • Tomaten (sämtliche Sorten)
  • Weißkohl
  • Wirsing
  • Spitzkohl
  • Rotkohl
  • rote Bete
  • Topinambur

Inzwischen haben sich viele Saatguthersteller den Ansprüchen der wachsenden Gruppe der Stadtgärtner angepasst, und bieten spezielles Saatgut an. Ein Beispiel ist der Traditionshersteller Thompson&Morgan, der seit dem letzten Jahr die urban garden Collection anbietet.

Man sollte sich jedoch klar machen, dass diese speziellen Gemüsesorten meist nicht nur kleiner sind, sondern oft auch kleinere Erträge liefern oder kleinere Früchte tragen. Wer einen Riesenkürbis im Balkonkasten ziehen möchte, wird sein Vorhaben sicherlich nicht realisieren können, selbst mit speziellem Saatgut.

Die Gärtnerei Poetschke bietet spezielle Saatplatten für Balkonkästen und Töpfe an. Dort ist das Saatgut in ein feine Vliese verpackt, die nurnoch in einen Blumentopf gelegt werden müssen, fein mit Erde bedeckt und gegossen.
"Komplizierte" Vorgänge wie einzelne Aussaat oder Mischung der Samen entfällt. Für mich wäre das nichts, wer aber der Überzeugung ist, er hätte eine "schwarzen Daumen" und könne nichts zum Sprießen bringen, für den mag eine solche Saatplatte goldrichtig sein. Unbedingt beachten: es handelt sich bei diesen Platten nicht um biologisch angebautes Saatgut, wer kompromissloser Öko ist, sollte die Finger davon lassen.

Man darf auch bei dem Balkongemüseanbau die Standortvorlieben des Gemüses nicht außer Acht lassen: fast alle Gemüsesorten brauchen viel Sonne. Wer davon nicht viel hat, sollte auf Gemüsesorten ausweichen, die auch mit wenigen Sonnenstunden pro Tag auskommen: Mangold, Spinat oder Buschbohnen. Die wärmeliebenden Exoten wie Chili, Aubergine, Physalis oder auch Tomate könnten unter diesen Bedigungen einfach nicht wachsen. Chilis wären dafür bei einem sehr sonnigen, heißen Balkon, auf dem die Erde in den Töpfen schnell austrocknen kann, absolut geeignet.

Sonntag, 9. Januar 2011

Sprossen - Gärtnern im Januar


Sprossen selber zu ziehen ist ganz einfach. Man braucht dafür auch keinen dieser abenteuerlichen Sprossen- Apparaturen die überall erhältlich sind. Nein, es ist viel einfacher. Man braucht nur unbehandelte Samen, z.B. von Radieschen, Senf, Mungobohnen oder man greift auf eine Mischung für Sprossen zurück.

Die Samen aus denen man die Sprossen ziehen will, müssen ca. 12 Stunden in Wasser eingeweicht werden. Dann müssen sie, bis sie gegessen werden, morgens und abends einmal durchgespült werden. Für dieses Zweck gibt es auch die Keimapparate. Sie funktionieren so, dass man oben Wasser reingießt, es spült alle Sprossen durch, und sammelt sich unten: kein Keimling liegt so im Wasser und kann schimmeln. Wer jedoch nicht 365 Tage im Jahr eine Großfamilie mit Sprossen versorgen möchte, kann sich auch selber einen Behälter zur Keimung bauen.

Man benötigt einen Nagel, einen Hammer und ein Glas mit Schraubdeckel. Mit dem Nagel hämmert man kleine Löcher in den Deckel. Das war's dann auch schon und der Spaß kann losgehen:

Man füllt die Samen in das Glas (daran denken, dass die Sprossen am Ende ein Vielfaches an Platz beanspruchen!), gießt es mit Wasser voll, und lässt die Samen so 12 Stunden einweichen. Wer diesen Schritt vergisst dem kann es egal sein - es funktioniert nämlich auch ohne ihn, er beschleunigt den Keimvorgang eben einfach.

Ist die Einweichzweit vorüber schraubt man den Deckel auf das Glas und lässt durch die Löcher das Wasser ablaufen. So kann man das Glas auf die Seite gelegt aufbewahren un zweimal am Tag einfach den Deckel abschrauben, Wasser einfüllen, den Deckel erneut aufschrauben und das Wasser wieder abgießen.

Je nach Sprossensorte und Vorliebe des Sprossengärtners sind die Keimlinge nach 2-7 Tagen verzehrfertig.

Ob die Sprossen leuchtend grün und geschmacksintensiv oder blas, knackig und mild sind, kann durch Lichtentzug beeinflusst werden. Wer seine Sprossen im Dunkeln zieht, (z.B. in dem er das Glas in einen Schrank stellt oder mit lichtundurchlässigem Material beklebt) wird gebleichte, knackige Sprossen erhalten.

Zum Ziehen von Sprossen eignet sich nahezu jeder Samen:
Zum Beispiel Getreidesorten wie Weizen, Dinkel, Quinoa Hirse oder Amaranth. Es funktioniert natürlich auch mit Hülsenfrüchten, etwa Linsen, Erbsen, Kichererbsen oder mit Wurzelgemüse wie Sellerie, rote Bete, Radies, allen Rettichsorten oder Zwiebelgewächsen - großartig sticht hier Knoblauch heraus. Als typische Sprossensaaten findet man im Handel meist Alfalfa, Mungobohnen, Bockshornklee, Rotklee, Brokkoli, Rettich und Senf. Ich empfehle aber ein wenig Abseits des Gewohnten zu Experimentieren - Sprossen lassen sich nämlich auch aus (für den Zweck) ungewöhnlicheren Samen ziehen: wie wäre es mal mit Fenchel?

Samstag, 8. Januar 2011

Frühstück für Faule mit Kresse


Kresse fristet, wie bereits erwähnt, ein trostloses Dasein in Kresseigeln, als Suppendekoration, Salat- und Brotverzierung. Ein Schicksal, fast so traurig wie das von Sprossen. Doch sie kann beruhigt sein, die Kresse, denn auch hier kann man Abhilfe schaffen. Zum Beispiel mit einem Kressefrühstück für Faule. Es besteht aus:

Im Eierkocher pochiertes Ei mit Chili, gebratenem Schinken und Kresse

Zutaten: 1-2 Eier (p.P) , Chili, rohen Schinken oder Bacon, Kresse, ein bisschen Butter

Zubereitung: den Eierkocher von innen leicht buttern und mit Chili bestäuben. Das Ei vorsichtig hineinschlagen und die Oberseite ebenfalls mit Chili bestäuben und salzen. Den Eierkocher für ein paar Minuten (Kochzeit variiert natürlich je nachdem wie viele Eier im Kocher sind) in's Wasserbad stellen, währenddessen den Schinken in der Pfanne leicht braten. Wenn die Eier fertig sind kommt nurnoch die frische Kresse und der geröstete Schinken oder Speck hinzu und zack, schon fertig.

Ayran-Shake mit Ingwer, Kresse und Gurke

Zutaten: 500 ml Ayran (Alternativen sind Kefir oder Buttermilch), 100 gr Gurke, Ingwer (Menge je nach Vorliebe), Kresse, Salz

Zubereitung: die Gurke schneiden, evtl. schälen. Den Ingwer ebenfalls schälen und schneiden. Zusammen mit dem restlichen Zutaten schön schaumig und fein pürieren, Perfektionisten können den Shake auch nochmal durch ein feines Sieb passieren. Abschmecken, fertig.

Übrigens: wer in letzter Zeit, außer mir, mit Kresse hantiert, möge es mir mitteilen! Ich nehme schrecklich gerne Beiträge zur kulinarischen Rehabilitierung von Kresse an! Auschgeschlossen ist alles, wo Kresse auf einem Butterbrot, in Salaten oder Kräuterquarks ist.

Da fällt mir ein, dass ich demnächst noch unbedingt ein Kressepesto machen wollte - ich hoffe ich denke daran, das Rezept zu dokumentieren und Fotos zu machen.

Mittwoch, 5. Januar 2011

Kresse - Gärtnern im Januar


Ich habe ja bereits vor einigen Wochen von meinen Strategien zur Überwinterung gesprochen und möchte heute von einer weiteren berichten.

Denn nun ist Januar. Ich habe, trotz der Erkenntnis, dass weniger meist mehr ist, zu viel Glühwein mit Rum getrunken, Mandeln in irgendwelchen gebrannten oder schokoladigen Hüllen in mich gestopft, Lebkuchen gefuttert und bin von einer Scheinzypresse zu einer pummeligen Nordmanntanne geworden. Höchste Zeit für etwas Gartenarbeit. Dummerweise ist Januar - ich brauche also eine Alternative. Doch was erfüllt die Kriterien, die ein Gartenmädchen wie ich an ein Gewächs im Winter stellt? Es muss gesät werden, keimen, wachsen, geerntet werden können und - natürlich!- am Ende essbar sein. Denn ich bin ausgehungert. Nicht generell, sondern ich bin ausgehungert nach Frischem, nach Selbstgezogenen.

Es gibt dazu ein wunderbares Sprichtwort: "in der Not frisst der Teufel Fliegen." Ich ergänze: "und Gartenmädchen Kresse..."

Also so schnell wie möglich den alten Kresseigel rauskramen! Keinen zur Hand? Macht nix, ich habe nämlich auch keinen. Ich nehme einen flachen Teller oder einen Topfuntersetzer, lege eine dünne Schicht Watte oder Papier hinein, setze das ganze unter Wasser und säe darauf die Kresse.

Die Keimung und das rasante Wachstum erfolgen in nur wenigen Tagen. Dann kann sie bereits geerntet werden und sorgt für selbstgeerntete, selbstgezogene Kräuterwürze in Salaten, auf Broten, Suppen, in Kräuterquarks und vielem mehr. Deshalb ist Kresse so großartig. Sie ist ein Highlight, geeignet selbst für den ungeschicktesten, ungeduldigsten Gärtner, der über nichts als ein klitzekleies Zimmer mit einer Fensterbank verfügt.

Und, nicht zu vergessen - Kresse bringen eine fast vergessene Farbe in meine Wohnung: Grün!
Grün ist vielleicht nicht ohne Grund die Farbe der Hoffnung. Ich persönlich vermute sogar, dass der kluge Kopf, der die Hoffnung der Farbe Grün zuordnete, auch Gärtner war, der seine Sehnsucht den Winter über mir Kresse stillte.

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