Manchmal sieht man vor Bäumen den Wald nicht. Ein Beispiel dafür bin ich mit meinem Wäscheleinenproblem: Wäschständer in kleinen Stadtwohnung sind furchtbar, sie stehen überall im Weg und in der Wohnung riecht es wie in einer Wäscherei. In vielen Mietshäusern gibt es aus diesem Grund einen "Trockenboden". Ein Trockenboden ist ein verstaubter, verrümpelter Dachboden, auf dem die ganz Hartgesottenen ihre Wäsche zum Trocknen aufhängen. Sie ist danach verstaubt, riecht nach verrümpeltem Dachboden - aber die Wohnung ist frei von großen Wäscheständern und Wäschereigeruch. Ich finde beides blöd, entschied mich aber bislang immer für die Variante, in der ich meine Wäsche in der Wohnung trocknete.
Natürlich warf ich, gerade im Sommer, des öfteren einen sehnsüchtigen Blick in den Garten, dessen warmer Wind ein schnelles Trocknen versprach. Und in meinen kühnsten Träumen stand eine "Wäschespinne" auf dem gepflasterten Teil des Gartens. Eine Wäschespinne? Ja! Ich meine diese in ihrer Funktion großartige und in ihrer Optik desaströse Erfindung, die das Trocknen von viel Wäsche auf wenig Raum im Freien ermöglicht.
Nun, nach Jahren des Träumens, konfrontierte ich mich endlich mit der nackten Realität. Es ist Sommer, im Garten weht ein warmer Wind - was zum Teufel macht die Wäsche in meiner Wohnung? Worauf also noch warten? Ich pfeif' auf die Wäschespinne, die in ferner Zukunft auf mich warten könnte!
Sekunden später fand ich mich, mit Paketschnur ausgerüstet, im Garten und spannte meine erste wackelige Wäscheleine. Es passt genau die Hälfte einer Maschinenladung auf die Leine. Das ist nicht viel, aber ich bilde mir ein, dass die im Garten getrocknete Wäsche so fabelhaft nach Garten riecht... Wäre ich doch eher auf die Idee mit der Wäscheleine gekommen!