Montag, 3. Januar 2011

Über Gemüseanbau in meinem Hinterhof


Ich werde manchmal gefragt, wie ich das schaffe, in meinem kleinen Hinterhof so vielfältig Gemüse zu kultivieren. Deshalb widme ich dem Thema nun einen eigenen Eintrag. Die Größe des Gartens bzw. des Gemüsebeetes muss nämlich kein Ausschlusskriterium für erfolgreichen Gemüseanbau sein. Eines sollte trotzdem gleich am Anfang gesagt werden: ein einzelnes Gartenmädchen kann sich mit einem kleinen Hinterhof-Gemüsebeet zum Teil versorgen, für eine Familie würde es dagegen sicherlich nicht reichen sondern wäre eher ergänzend.

Mein Gemüsebeet ist genauso winzig wie der kleine Hinterhofgarten. Der Garten misst ungefähr 100 qm, von denen ca. 40 qm gepflastert sind. Mein Gemüsebeet misst ca. 2m x 1,30m. Allerdings wächst links im Hintergrund des Gemüsebeetes eines Rose. Die war eher da als mein Beet, und deshalb durfte sie natürlich auch bleiben. Der Efeu der den Maschendrahtzaun dahinter berankt darf dagegen gerne gehen, weigert sich aber gegen meine halbherzigen Versuche ihn zu vertreiben.

In dieses kleine Beet versuche ich durch geschickte Fruchtfolge eine Menge Gemüse zu quetschen. Ich habe in meinem Garten immer viele verschiedene Salatsorten, außerdem Postelein, Feldsalat, Spinat, Rucola, Mangold, Wirsing, Spitzkohl, Grünkohl und Palmkohl. Ich habe oft 3 verschiedene Sorten Stangenbohnen, Ackerbohne - auch Puffbohne oder Saubohne genannt und 2 Sorten Zuckerschoten. Im letzten Sommer waren es drei verschiedene Tomatenpflanzen, diverse Chilis, Fenchel, Kohlrabi, Sellerie, rote Bete und Radieschen. Aus dem Gemüsebeet ausgelagert habe ich die 3 Sorten Zucchini und ebenfalls 3 unterschiedliche Kürbispflanzen, die in meinem Boden auch nicht zurechtkämen. Sie wachsen in großen Kübeln.
Natürlich habe ich von jeder Pflanzensorte nur ein- oder zwei Exemplare. Das bringt mir Freude beim Gärtnern und Abwechslung auf den Teller.

Der Mangold "bright lights" muss bei aus Platznot immer irgendwo zwischen den niedrigen Stauden wachsen und die Stangenbohnen haben ein eigenes Beet an der Terasse, dort sollen sie eines Tages mal Sichtschutz bieten. Die Kartoffeln wachsen in Ikeasäcken im gepflasterten Teil des Gartens - das hat auch den Vorteil, dass ich sie im Herbst in's Treppenhaus schleppen kann, wenn sie nicht rechtzeitig reif werden, da ich sie erst sehr spät setzte.

Ein paar Salatpflanzen zieren die Ränder der Staudenbeete und unter der Mirabelle stehen zwischen den Kübeln mit Hostas auch Kübel mit Mangold - was auch optisch ziemlich gelungen ist. Ich habe außerdem Rattenschwanzrettich und das viele Wildgemüse wie meine Brennesseln, den Giersch, Gundermann, Löwenzahn usw.

Man muss natürlich, wegen des beengten Raumes, besonders auf die Pflanzabstände und die Kombination der Pflanzen achten. Andererseits ist der jährliche Fruchtwechsel bei dem minimalen Anbau nicht von derart großer Bedeutung, als würde man auf einer Fläche von 4 qm nur Bohnen anbauen. Man sollte natürlich trotzdem darauf achten.

Ein wichtiges Thema bei so kleiner Fläche ist, sie dauerhaft nutzen zu können. Kein Fleckchen Beet liegt bei mir brach, während ein Salatkopf geerntet wird braucht sein Beetnachbar auch sofort diesen Platz. Sind die dicken Bohnen Anfang Juli abgeerntet, so werden direkt die Grünkohlpflanzen in das freie Beet gesetzt oder später Sellerie. Im Herbst wird in den freien Beeten Wintergemüse wie Spinat oder Wintersalate gesät. Postelein geht auch super. Die sind während der kalten Monate im Beet und können im Frühling geerntet werden. Mitte Mai ist das Beet dann wieder für das Sommergemüse bereit...

Eine geschickte Fruchtfolge sorgt also dafür, dass kein Fleckchen des Beetes leer ist. Natürlich passiert das für zwei, drei Wochen trotzdem mal. Dann nutze ich diese Zeit um zu Mulchen. Mein absoluter Mulchfavorit sind kleingeschnittene Brennesseln. Andere bevorzugen Rasenschnitt, Unkraut (das sollte natürlich frei von Samen sein), Stroh oder etwas ganz anderes - die Liste ist lang.

Die Bodenpflege und sanfte natürliche Düngung des Bodens sind bei solch einer starken Beanspruchung natürlich grundlegend. Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass die kahle Erdscholle, die mein Gemüsebeet einst war, inzwischen ein lebendiges, fruchtbares Stück Erde ist. Gemüseanbau geht eben überall, noch auf dem kleinsten Fleck!

9 Kommentare:

  1. dein kleiner Garten ist beeindruckend und er sollte nicht nur im Hinterhof bleiben!! sondern Mut machen, es selbst auch in der Stadt in der kleinsten Ecke zu versuchen.
    Meine Nichte bepflanzt so in Hamburg in den Grünanlagen tote Flächen zu einer bunten Vielfalt, und es hat sich unter jungen Leuten daraus eine Bewegung gebildet.
    Dies wäre doch auch mal wert, in einer regionalen Zeitung dein Reichtum an Erfahrung weiterzugeben.
    Frauke

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  2. Hallo Frauke,
    die guerilla gardening-Bewegung ist natürlich auch schon bei mir in der Stadt angekommen! Ich habe schon ein paar Mal darüber berichtet guerilla gardening

    Und ja, du hast natürlich Recht, dass man in dieser Hinsicht als Stadtgärtner mehr tun könnte! Zum Glück kommt das Frühjahr ja bald!

    grüne Grüße,
    das Gartenmädchen

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  3. Ich bin wirklich schwer beeindruckt, was Du alles auf dieser begrenzten Fläche erntest und welche hübsche Umgebung Du dabei noch geschaffen hast!
    Viel Spaß beim Planen für die nächste Saison!

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  4. Wow. Als Stadtgärtnerin in Spe ist das hier der optimale Platz für mich ;) Dank an die Roesnerin, über die ich deinen wunderbaren Blog gefunden habe und herzliche Grüße, MiMa

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  5. Eine wirklich tolle Führung durch Deinen Garten - sehr interessant.

    lg kathrin

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  6. Das hört sich für mich so an, als gäbe es eine Menge zu kochen für dich und mich im kommenden Jahr!
    Auf ein goßartiges Jahr für das Gartenmädchen und den Moustachio voller kulinarischer und botanischer Genüsse.

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  7. Toll, was du alles auf kleinstem Raum beherbergst und ernten kannst. Im Prinzip mache ich es ähnlich wie du: Mein Gemüsegarten ist zwar um ein Vielfaches größer, aber längst beschränkt sich der Gemüse- und Kräuteranbau nicht mehr auf die eigentlich dafür vorgesehene Fläche, überall schmuggle ich Gemüse dazwischen, wo sich ein wenig Platz auftut. Manche finden das etwas seltsam, ich mag's so. Und du wohl auch!
    Freu mich schon auf deine Berichte im neuen Jahr!
    Liebe Grüße, Margit

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  8. Hallo Gärtnerin,
    ich habe dir den Award "mein liebster Blog" verliehen, wenn du ihn möchtest.
    Guck doch mal bei mir rein, da ist alles erklärt.

    LG und danke für deinen Blog
    Sanspareil

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  9. Was hast Du denn gegen den Efeu? Tut der was?
    Und wie hast Du das mit der Fruchtfolge gelernt? "Einfach" selbst ausgetüftelt? Oje... ich glaube, ich muss mir sowas wie einen Gartenplan machen. Uff.
    Mein Gemüsebeet ist nämlich auch nicht riesig, wobei ich noch mehr Platz für Gemüse in der viel zu riesigen Rasenfläche schaffen will. Wie und wo genau, weiss ich noch nicht. Kannst Dir gerne mal die Fotos auf meinem Blog ansehen, Du scheinst ja ein Händchen für sowas zu haben... wenn Dir also noch eine Idee kommt, sag Bescheid. Bin für alle Tipps dankbar. ;)
    Wo hast Du Deine tollen Kübel her? Z.B. die von der Zucchini? Wenn man sowas neu kauft, ist das ja irre teuer... Trödel?

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