
Der Oktober ist für mich ein besonderer Monat. Ich werde des Gärtnerns nicht satt, denn ich weiß, dass es der letzte "richtige" Gartenmonat ist. Natürlich kann man im November noch einiges tun, bestimmt auch im Dezember oder Januar (zumindest steht das in meinen Gartenbüchern) - aber wer will schon bei Minusgraden drei Stunden auf den Knien durch den Garten rutschen? Und welches Unkraut sollte dabei gejätet werden?
Ich habe noch immer traumatische Erinnerungen an die Entzugserscheinungen des letzten Winters: noch nie habe ich jemanden so schmerzlich vermisst, wie meinen Garten. Egal in welcher Lebenslage, egal bei welchem Problem, mein Gedanke war stets der gleiche: "ach, wenn ich jetzt gärtnern könnte!"
Ich konnte natürlich in den Garten. Aber um zu gärtnern hätte ich eine meterhohe Schneeschicht wegschaufeln müssen und hätte dann auch nur an der gefrorenen Erdschicht herumkratzen können. Das ist wenig ergiebig und sinnvoll und daher auch unbefriedigend. Ein Gärtner möchte Erde unter den Fingernägeln, schmutzige Knie, einen schmerzenden Rücken, welkes Laub in den Haaren und vor allem viel zu tun.

Es bleibt mir, wie allen anderen Gärtnern, daher nur eine Möglichkeit: ich muss mich im Herbst sattgärtnern und mir den Garten so herrichten, dass er mir einen wunderbaren Frühling schenkt, mit Schneeglöckchen und Krokussen an den ersten schönen Tagen. Und nein, ich werde das Gartenhäuschen jetzt nicht aufräumen. An irgendeinem Januartag werde ich dankbar sein, dass mir diese "gärtnerische" Tätigkeit wenigstens noch bleibt.

Doch was kann ich tun? Der "mein schöner Garten" - Newsletter empfiehlt den wohlüberlegten Staudenrückschnitt. Bei mir gibt es ihn nicht nur wohlüberlegt, sondern überhaupt nicht, auch wenn dadurch eine herbstliche Tätigkeit wegfällt. Das ist sinnvoller, denn in den Stängeln und Stielen der Pflanzen dürfen Insekten überwintern und in den Samenständen der verblüten Stauden dürfen sich Rauhreif und Schnee fangen. Den empfohlenen Rückschnitt der Strockrose habe ich dennoch vorgenommen, da sie dadurch länger leben soll. Auch die einjährigen Blumen wie meine Kapuzinerkresse, Ringelblumen, Schmuckkörbchen etc. bleiben noch auf den Beeten und blühen noch lange Zeit. Der erste Frost rafft sie schließlich dahin und sie bedecken dann schützend die Erde im Winter. "Geputzt" wird bei mir nichts vor dem Winter. Nur die Brennesseln und der Ampfer, die in den letzten Wochen zu gigantischen Pflanzen wurden, werde ich noch aus den Beeten ausbuddeln und neben den Kompost legen. Dort dürfen sie bei mir wachsen - dort sind nämlich keine Ritterspornpflanzen die von ihnen erdrückt werden und kein Ziersalbei der unter ihnen an Schwindsucht leidet. Die Erde wird von langlebigem Unkraut befreit, anschließend kalke ich sie und bedecke sie mit einer Mulchschicht.

Es werden im Oktober auch die Blumenzwiebeln gesetzt. Je früher sie gesetzt werden, um so früher werden sie im Frühling blühen, auch wenn das für ein frühblühendes Schneeglöckchen wichtiger ist, als für eine spätblühende Triumphtulpe. Tulpen und Narzissen kommen bei mir in die Beete, alles andere, etwa Muscari, Schneeglöckchen, Krokusse, Wildtulpen, Schneestolz, Winterlinge etc. dürfen auf den Rasen und die Wildflächen. Ein paar Zwiebeln pflanze ich in Töpfe, denn kaum etwas erfreut das Herz mehr, als ein paar Krokusse auf der Fensterbank oder dem Balkon!
Im Gemüsebeet sind Grünkohl und Palmkohl sowie der Zuckerhut zu stattlichen Pflänzchen herangewachsen. Jetzt, Anfang Oktober, kann ich auch noch Feldsalat und Spinat säen.

Schlussendlich, im November, harke ich das Laub der Mirabelle zusammen und verteile es als mollig warme Winterdecke auch auf den Beeten. Dadurch ist der Rasen frei und fault im Winter nicht. Die verrückte wilde Clematis, den Sommerflieder - fast alles schneide ich im zeitigen Frühjahr zurrück. Der Rückschnitt bildet eine der ersten willkommenen Tätigkeiten im Frühjahr: das neue Gartenjahr beginnt, der Frühling wird kommen, ich darf den Sommerflieder schneiden!