Dienstag, 20. April 2010

Chaos



Was im Februar noch toll und geordnetes Grün auf der Fensterbank war, beginnt jetzt Ende April zu einem Riesenchaos zu werden: die Anzucht der Pflanzen. Ich bin generell kein Zimmerpflanzenhalter. Außer eben im Frühling. Da stehen überall Veilchen und Chilis, im Arbeitszimmer sind Hortensien und Wermut und in der Küche quillt schon seit langem alles über. Besonders raumgreifend ist die Parakresse geworden, was der Epazote deutlich missfällt. Die Tomate kränkelt in diesem Dschungel total, sie ist seit Wochen nicht gewachsen und beginnt nun zu verwelken. Die Häfte der Schmuckkörbchen hat beschlossen den Kampf um Platz durch starkes Vergeilen zu gewinnen und der Meerfenchel weint, eng an die Zucchini geschmiegt, einfach nur in der Ecke vor sich hin. Panisch verweilt der Amaranth im Keimblattstadium und die Spinnenpflanze hat nun überhaupt erst gekeimt - auch eine Lösung dem Gerangel zu entgehen. Der Rattenschwanzrettich wächst konsequent waagerecht und die Bohnen bilden majestätische Schirme über dem Gewühle der anderen. Wohl dem, der Ranken kann und dem Gedränge in der Höhe entflieht.


Ich musste also heute, angesichts des Chaos, einsehen, dass ich noch ein letztes Mal die Pflanzen vereinzeln musste, bevor sie Mitte Mai in die große weite Welt entlassen werden. Ich hatte gehofft, es sei nun vorbei mit dem ständigen Pikieren. Nein, war es nicht. Und so habe ich heute die letzten 20 Liter Anzuchterde mit Pflanzen bestückt und meinen Esstisch geräumt, um diesem Pflanzenmeer Platz zu schaffen.

Ich werde die nächsten Wochen wohl am Schreibtisch oder im Bett frühstücken müssen. Und wenn ich Gäste bekomme müssen sie mit mir im Flur stehen oder neben dem Herd, denn mein Esszimmer steht nun unter der Herrschaft des Sommergemüses. Möge es schnell Mai werden und diese Gärtnerei aus meiner Wohnung verschwinden! Und mögen die Schmuckkörbchen nun endlich, endlich aufhören sich zu streiten und zu vergeilen!

3 Kommentare:

  1. was heisst nochmal "vergeilen"?

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  2. Hallo Linaluna!

    Pflanzen "vergeilen" wenn sie aus Lichtmangel zu schnell wachsen. Das ist sehr problematisch, weil sie dabei einfach nur in die Länge schießen und sehr schwach werden.

    Häufig endet es damit, dass die Pflanze umfällt und stirbt (zum Beispiel bei Keimlingen in der Anzucht ist es das häufigste Problem).

    Vergeilten älteren Pflanzen bzw. vergeilte Pflanzenteilen kann nur durch wesentlich mehr Licht und einem Rückschnitt geholfen werden. Keimlinge können, wenn sie nur leicht "vergeilt" sind beim Pikieren tiefer gepflanzt werden, um den Stängel wieder zur verkürzen. In den meisten Fällen sind aber vergeilte Keimlinge nicht lebensfähig und werden nie kräftige, stämmige, sattgrüne Pflanzen werden sondern bleiben immer blass, schlaksig, kränklich und schwach.

    Mein aktueller Posting aus dem Januar 2013 berichtet auch von diesem Problem bei überwinternden Pflanzen.

    Ich hoffe ich konnte deine Frage beantworten!
    Das Gartenmädchen

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